Haus des Hundezüchters (Jena) [Abgerissen]
Ein Gebäude dass sich nur wenige aus dem Stadtbild Eisenachs wegdenken können, das Hotel Fürstenhof. Im letzten Jahrhundert noch rege belebt, wird das Hotel heute vor allem sich selbst und seinem schleichenden Verfall überlassen. Schon lange war es ein Wunsch von mir, den in Lostplacekreisen sehr bekannten Gebäudekomplex selbst einmal vor die Linse zu bekommen, doch das ist gar nicht so einfach. Von seinen Besitzern gut geschützt, wurde das Hotel nicht nur komplett verschlossen, sondern steht auch unter ständigem Wachschutz. Glücklicherweise werden seit einigen Jahren, wie in manch anderen großen Lostplaces inzwischen Führungen durch das geschichtsträchtige Gebäude angeboten. Abseits von diesen ist es nur möglich über den dort tätigen Hausmeister einen Einblick in den rießigen Komplex zu bekommen. Vielen Dank an dieser Stelle für deine Zeit und die Flut an Informationen
Die Geschichte
Auf dem rießigen Gelände stehen Eisenstangen mit Neonröhren, das Haus könnte genauso gut einem Axtmörder gehören und die Tatsache das dich hier wohl niemand schreien hört, macht es irgendwie auch nicht besser. Im Haus wird man erneut geschockt - gruselige Zimmer warten darauf einen die Schweißperlen auf den Kopf zu zaubern und Gänsehaut ist auch garantiert. Warum stehen hier Boxen mit Gittern, Warum hängen hier Sägen und Scheren an der Wand, Warum hat man im Oberschoss das Gefühl in einer Art Videothek zu stehen, Was machen die Skelette und Knochen hier und warum steht da ein Eichhörnchen eigelegt in einem Glas? Das ist nur ein Teil der Fragen die uns beim Besuch durch den Kopf schossen und uns immer wieder sagten wir sollen besser schnell wieder gehen, bevor hier wirklich jmd mit Axt oder Kettensäge nach Hause kommt. Schaut man aber hinter die gruselige Kulisse, findet man schnell heraus das dieses Gebäude eine Zuflucht eines Mannes war, der bewusst in der Natur und abseits der Zivilisation mit seinen besten Freunden leben wollte - Huskys.
Werner Z. wurde 1941 geboren , baute sein Haus in der DDR in selbstgewählter Einsamkeit und wohnte dort bis zu seinem Tod mit seinen 32 Hunden die er selbst züchtete. Er arbeitete an einer nah gelegenen Universität und war scheinbar ein großer Buch und Filmfan. Der Wohnbereich des Hauses im Obergeschoss wurde aufgebaut wie eine kleine Video- und Bibliothek. Von alten Filmkassetten über DVDs bis hin zu einer umfangreichen Buchsammlung, scheint er wirklich alles in Regalen gesammelt und geordnet zu haben. Auf mehreren Listen finden wir säuberlich archiviert jeden einzelnen Titel seiner Sammlung. Er scheinte sich außerdem unglaublich viel für Wölfe zu interessieren - ein komplettes Regal voll Fachliteratur und haufenweiße Bilder lassen dies zumindest vermuten. In einem weiteren Raum welches höchstwahrscheinlich eine Art Büro war, finden sich zu allen Medien auch die passenden Abspielgeräte aus mehreren Technikepochen. Rechachiert man ein wenig nach den von Werner gezüchteten HUnden ließt man durchaus nur positives. Im Gegensatz zu den Gerüchten der Urbex-Szene war dieser keineswegs völlig verschlossen und zurückgezogen. Viele Käufer seiner Hunde durften direkt aufs Grundstück und bezeichneten ihn als netten, herzlichen Mann der seine Hunde stets gepflegt und gut behandelt hat. Wir finden Ausdrucke von Mails , in dennen sich Käufer nochmals für ihre Hunde bedanken und ihm Bilder vom neuen Zuhause schickten. Doch sie wussten auch das mit Werner etwas nicht stimmte. Währrend sein Huskyrudel (Akita Inu und Sibirian Husky) stets als gesund und munter bezeichnet wurde hatten viele Erhebliche Bedenken was die Zukunft des Hausherren anging. Hilfe wies er stets strikt von sich, doch am Ende siegte der Krebs und es blieb ihm nichts anderes übrig als sich ins Krankenhaus zu begeben. Innerhalb der Behandlung muss er gewusst haben das er seinem Schicksal nicht mehr entkommt und ließ sich später entgegen des ärztlichen Rates wieder entlassen um die letzten Stunden seines Lebens bei seinen Tieren zu verbringen.
Im Februar 2018 er liegt er seiner Krankheit und die Tochter veranlasste die Abholung der Teire durch das Jenaer Tierheim. Natürlich weiß niemand was wahr und was erfunden ist, ich jedenfalls glaube im Gegensatz zu den ganzen Gruselgeschichten dass Werner keienswegs ein bösartiger Präperator war der Versuche an Hunden durchgeführt hat, sondern ein Mensch der abseits unserer Gesellschaft mit seinen Hunden leben wollte und sich seine eigenen kleinen Welten geschaffen hat. Er malte den glatten Putz seines Hauses in Steinoptik an, dekorierte die Wände seiner Zimmer in abstrakten Formen und Schuf sich sein eigenes Hunde - Video - Buchparadies. Zugegeben, natürlich ist der Lebensstil alles andere als normal und die Verhältnisse (Gestank, Flohbefall ect.) die wir heute vorfinden wirken erbärmlich. Viel wahrscheinlicher ist aber das dieser Zustand erst zum Ende seines Lebens diesen Verlauf nahm und er sich erst dann weder um die Hunde noch um das Haus kümmern konnte. Was tatsächlich gruselig ist, ist das Verhalten der Besucher nach seinem Tod. Nicht nur das unmittelbar nach seinem Ableben und der Rettung der Hunde direkt die ersten Urbexer das Gelände betraten, sondern vor allem das mittlerweile unglaublich viele Dinge aus der Wohnung entwedet wurden. So fehlt mittlerweile ein komplettes Hundeskelet, zahlreiche Hundeschädel, das in der Küche lagernde Hundefutter , Deos aus dem Bad, zwei Schreckschusswaffen, Hundeleinen und neben vielen anderen Gegenständen sogar das in ein Glas eingelegte Eichhörnchen.
UPDATE 20.04.2020
Inzwischen wurde das Haus geräumt und abgerissen !
Das gibt es noch zu sagen ...
"Wir schreiben so oft davon das es oft jugendliche Gruppen sind randalieren, sprayen und verlassene Orte ruinieren - aber diesen Ort finden nur Leute die tiefer in der Materie stecken und bewusst nach solchen Orten suchen. Was muss in diesen Menschen vorgehen, wenn sie ganze Räume verwüsten währrend sie Akten und Ordner einfach auf den Boden werfen, wenn sie Gegenstände klauen und ein komplett eingerichtetes Wohnhaus ins Chaos stürzen. Innerhab eines Jahres wurde hier gewütet, zerstört und geklaut. Ein Musterbeispiel warum man das Thema Lostplace nicht totschweigen, sondern die Menschen im Umgang mit solchen Plätzen sensibiliseren sollte... "
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