Hildebrandsche Mühlenwerke
Verlassen liegt die alte barocke Mahlmühle am Ufer der Saale, die zusätzlich den Namen "Böllberger Mühle" trägt. Gespenstig wirkt das Areal, bestehend aus mehreren zerstörten Gebäuden und einer nicht sichtbaren Gefahr für unliebsame Besucher. 110 Tonnen Mehl wurden hier früher für die Bewohner von Halle produziert, heute steht sie unter Denkmalschutz und verfällt..
Die Geschichte
Errichtet wurde die erste Mühle laut dem Denkmalverzeichnis der Stadt und einer Urkunde von Kaiser Ottos III. bereits im Jahre 987 als Flussmühlenstandort (Schiffsmühle) zur Mehlversorgung. Im 13 Jhd. wurde der Standort von Kloster Neuwerk betrieben, dem damals 9 weitere Mühlen gehörten. Nach der Auflösung des Klosters im 16.Jhd wurde die Böllberger Mühle dem Amt Giebichenstein zugeschlagen. 1845 kaufte ert der Kröllwitzer Papierfabrikant Keferstein das Objekt bevor es 1858 letzendlich vom badischen Mühlenbesitzer Louis Hildebrand erworben wurde. Dieser riss einen Teil der alten Gebäude ab um neue modernere zu errichten. Die heute noch stehenden Gebäude entstanden zum großen Teil in den Jahren zwischen 1863 - 1891.
Das Gelände bestand aus einer alten barocker Mahlmühle, einem alten Speicher, einer Weizen- und Roggenmühle, Treppen und Wasserturm (38m hoch), Zwischenbau, Neuer Speicher, Silo + Reinigung, Maschinenhaus mit Schornstein auf der Saaleinsel, Kai/Hafenanlage mit Ausleger-Gelenk-Kran, einem Eisenbahnanschluss, Hofbebauungen mit überformten Gebäuden aus dem 18 Jhd., einem Generatorenhaus mit sechs 100-PS-Voith-Turbinen sowie einer Fabrikantenvilla.
Die gewaltigen Backsteinbauten erwecken mit ihren Segmentbogenfenstern und Lisengliederung fast schon einen burgartigen Charakter und auch derauch die flachgedeckte, zinnenbekrönte Baugruppe mit zentralem Turm wirkt wie eine Festung. Hinzu kommt die 1877 errichtete Villa des Unternehmers als repäsentativer zweigeschossiger Putzbau mit flachem Walmdach in spätklassizistischen Formen, die selbst heute noch Vermuten lässt wie schön sie gewesen sein muss.
Doch die Mühle hatte schon immer mit Bränden zu kämpfen. Bereits 1785 brannte die Mühle lichterloh und warte startk in Mitleidenschaft gezigen. 1878 wurden weite Teile des Objektes bei einem weiteren Brand zerstört und durch Investitionen der Dresdner Mühlenbaufirma Gebrüder Seck mit noch größeren Anlangen wieder aufgebaut. Fast alle erhaltenen Bachsteinbauten stammen genau aus dieser Zeit. Insgesamt sorgten 32 französische Malgänge, welche durch sieben aus dem Stauwehr gespeisten Turbinen gefüttert wurden, für die tägliche Produktion und ermöglichte nicht nur die Grundversorgung aller Hallescher Haushalte mit Mehl sondern ermöglichte sogar die Produktion zum Export. Auserdem übernahm man 1908 den Betrieb der früheren städtischen Neumühle am Mühlgraben, welcher 1920 allerdings stillgelegt wurde
1975 endete die Ära der Hildebrandschen Mühlenwerke und der Betrieb wurde stillgelegt. 2 weitere Großbrände zerstörten 1992 & 1994 jedliche Chance auf eine zeitgenössische Weiterentwicklung des Objektes und führte maßgeblich zum hoffnugnslosen Verfall des Böllberger Wahrzeichens. Und doch erfreut sich die Ruine an regem Interesse neuer Investoren. Die sechs noch erhaltenen Votih-Turbinen könnten restauriert werden und zur Erzeugung von bis zu 2 Millionen Kilowattstunden Ökostrom genutzt werden. Diese Vision teilte 2008 auch der westfälischer Landwirt "Josef Thiemeyer" der als Käufer des Objektes, den Wiederaufbau der Böllberger Mühle beabsichtigt. Unter anderem könnten hier Werkstätten,Büros,Loftwohnungen oder auch Freizeitmöglichkeiten entstehen, doch Vandalismus und Diebstahl machen ihm das Leben schwer. 2014 lag der Polizei eine unaufgeklärte Anzeige vor, bei der rund 1 Tonne Altmetall geklaut wurden.
Die unsichtbare Gefahr
Als letzte Möglichkeit sein Eigentum zu schützen installierte der Besitzer eine unsichtbare Gefahr für alle neugierigen. Vor dem Turbinenhaus stellte er mehrere Baugitter auf um die Zugänge zu blockieren und sicherte 2 weitere Fenster direkt neben dem Böllberger Wehr. Er setzte diese mit einigen Schweißarbeiten unter 220 Volt starken Storm um das Objekt zu schützen. Warnschilder - Fehlanzeige ! Durch den löchrigen Grundstückszaun oder die mit nur wenigen Schritten zu erreichenden Fenster an der Wasserseite entsteht so nicht nur eine Gefahr für Diebe und Vandalen sondern auch für Urbexer oder spielende Kinder. 220 V können zu schweren Herzrhytmusstörungen oder bei Wechselstrom sogar zu Kammerflimmern führen. Verboten ist die Maßnahme grundsätzlich erstmal nicht - jedoch sollten sie so errichtet und betrieben werden, daß keine unmittelbare Gefahr von ihnen ausgeht. Kommt es zu einem Unfall muss der Eigentümer dafür gerade stehen. Es drohen Schadensersatz und Schmerzensgeld. Auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung 2016 wollte sich die Stadt nicht zu der gefährlichen Sicherungsmaßnahme äußern. Mann prüfe zuerst den Sachverhalt. Noch heute ist der Bereich so gesichert und nur das leise Knistern warnt davor das Gitter nicht zu berühren und den Bereich um das Turbinenhaus, in dem auch zwei alte Bagger zu finden sind, besser weitläufig zu umgehen. Sollte trotzdem jemand einen Weg ins innere finden wird er spätestens von einer Überwachungskamera am Turbinenhaus gestoppt.
Von einer erfolgreichen Weiternutzung der Mühle kann man allerdings leider bisher nicht sprechen. Seit dem Kauf 2008 und den letzten baulichen Maßnahmen
im Jahr 2013 ist hier nicht viel passiert. Es fehlen die erforderlichen Genehmigungen vom Landesverwaltungsamt. Einzig für einen Filmdreh mit Szenen aus dem zweiten Weltkrieg konnte die Mühle als Schauplatz dienen, ansonsten bleibt ihre Zukunft ungewiss ...
Das gibt es noch zu sagen ...
"Bei unserem Besuch trafen wir einen Zeitzeugen der lange Zeit in der Nähe der Mühle lebte und das letzte mal vor Ort war als die Mühle noch in Betrieb war. Er erzählte uns wie prachtvoll der Gebäudekomplex früher und welche Erinnerungen die Ruine in ihm weckt. Scheinbar war man fremden gegenüber im Werk nicht sonderlich offen gegenüber. Unser Zeitzeuge erzählte das Leute die das Gelände fotografieren wollten immer schnell vertrieben wurden. Zu einem Interview konnten wir ihn leider nicht überreden. Solltet ihr dieses Objekt besuchen wollen gebt bitte auf euch acht. Die Brände haben enormen Schaden verursacht, die oberen Stockwerke der Villa sind schwer beschädigt und allgemein könnte einem hier jederzeit etwas auf den Kopf fallen. Lasst also Vorsicht walten und denkt unbedingt daran den Zaun, der die 2 Bagger vor dem Turbinenhaus schützt, nicht zu berühren. Er steht unter starkem Strom. Außerdem ist der Bereich sowieso videoüberwacht und da sich das Objekt in Privatbesitz befindet nicht zu betreten !
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Weitere interessante Seiten zu den Hildebrandsche Mühlenwerken
# [Wikipedia - SachsenAnhalt]
# [Halle Im Bild]
# [MZ Bericht zum Kauf & Zukunft der Mühle]
# [MZ Bericht zum Stromzaun]
# [Aktie der Hildebrandschen Mühle]