Altes Freizeitbad "Basso"
"Im Erlebnisbad Basso in Bad Schmiedeberg erleben die Familien ungetrübten Badespaß. Das Bad liegt im Ferienpark Bad Schmiedeberg, am Rande der gleichnamigen Kurstadt und inmitten des Naturparks Dübener Heide. Vielfältige Attraktionen warten hier im Sommer wie im Winter auf Eltern und Kinder. Auch Kleinkinder sind willkommen.... " So warb die "Bad Schmiedeberger SchwimmOase" (kurz Basso) kurz nach der Eröffnung um neue Besucher. Neben dem Kurgelände war es einst das große Aushängeschild Bad Schmiedebergs - heute badet hier niemand mehr und auch der naheliegende Ferienpark liegt zerstört in der Dübener Heide. Doch wie konnte das passieren ?
Die Geschichte
Das Basso öffnete 1993 als eines der ersten Spaßbäder der neuen Länder seine Türen für seine Badegäste. Betreiber war damals die Sport-Jugend-Freizeit (SJF) GmbH welche auch den angrenzenten Ferienpark verwaltete. Das Bad sollte für 18 Millionen D-Mark gebaut werden - die tatsächlichen Kosten lagen aber angeblich deutlich häher und werden auf 36 Millionen geschätzt.
Eine große Lichtkuppel sorgte für genügen Helligkeit im zentralen Bereich der Schwimmhalle. 2 beheizte Außenbecken, eine 90m lange Großwasserrutsche, eine Breitrutsche, ein Wildwasserkanal, ein großes Spaßbecken, Wassersprudler, Wasserschleier, Fontänen, Unterwasserliegen, Sprudelduschen,ein Stehwhirlpool, Whirlliegen umfassten das breite Angebot für alle Badebesucher. Auch für Kinder wurde ausreichend gesorgt - Kleinrutschen, Schiffchenkanal und Spielschiff sorgten für Abwechslung bei den kleinen. Zum eigentlichen Badebetrieb ergänzten sich 2 finnische Saunen, ein Dampfbad, eine Blockhaussauna im Saunagarten, sowie ein Restaurant.
Das Angebot wurde anfangs von der Bevölkerung super angenommen und es strömten zahlreiche Badegäste ins Basso, denn bisher kannten die meisten Spaßbäder nur vom hören oder von Reisen in die alten Bundesländer. Der wahnsinnige Ansturm auf das Bad ließ aber rasch nach. Plötzlich schossen weitere Spaßbäder aus den Boden. Als im nur 16km entfernten Bad Düben das Heide SPA eröffnete ging dem Basso entgültig die Luft aus und die Stadt musste die Anlage 2001 billig verkaufen. Immer wieder musste die Stadt bis dahin die Betreibergesellschaft vor der Insolvenz retten. Ein klarer Fall verfehlter Strukturpolitik und mangelnde Abspache von Bundesland zu Bundesland, denn Bad Düben ist zwar nur 16km entfernt gehört allerdings bereits zu Sachsen und nicht mehr zu Sachsen-Anhalt.
Neuer Eigentümer wurde Eigentümer Hans-Jürgen Reinhard aus Neuhaus (Thüringen), der für nur 2 Euro sowohl Bad als auch Freizeitpark kaufte und die Zukunft in einer gemeinsamen Vermarktung von beiden Objekten gesehen hat. Doch Ende 2003 kam es zu einem weiteren Rückschlag. Der Stromversorger "enviaM" nahm das Hallenbad vom Netz weil Rechnungen seit rund einem Jahr nicht beglichen wurden. Beide Partein konnten sich nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen und daher stand das Basso absofort ohne Strom da und musste vorrübergehend schließen. Kur Gäste wurden daraufhin mit einem kostenlosen Shuttle vom Eismoorbad-Kur GmbH nach Bad Düben ins Heide-SPA gefahren. Ungefähr einen Monat später konnte man sich auf einen Vergleich einigen und das Bad wieder eröffnen. 50.000€ Verlust bedeutete die erzwungene Schließung und auch sonst sah es eher schlecht für das Basso aus. Das Konzept war veraltet, der Besucheransturm bleib weitestgehend aus. Seine Idee das Bad in Verbindung mit dem ehemaligen Pionierlager zu verbinden erfordere eine Grundsanierung des Ferienparks und somit Investoren. 2006 eine weitere Kappung des Stromanschlusses - erneut gab es Schwierigkeiten bei der Finanzierung und Streit um die Stromrechnung. 2007 pfeifft das Basso bereits aus den letzten Löchern. Reinhard muss erneut aus Kostengründen vorrübergehend schließen und entscheidet das Basso über den Winter in einer Art "Ruhezustand" zu versetzen sofern die Stadt bis zum 31. Oktober kein Geld dazu schießt. Ausgeschlossen, da die Stadt in der Vergangenheit immer wieder Geld zuschießen musste um das Basso zu retten gab es diese Option nun nicht mehr. Auch weil die Stadt noch bis 2018 den hohen Kredit abbezahlen muss der im Oktober 2007 noch knapp 5 Millionen Euro betrug. Rund 200.000 Euro Energie kosten verschlang das Freizeitbad bei vollen Betrieb - Geld die Reinhardt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hatte. Im März 2008 kam es dann zur letzten Öffnung des Bades. Ende des Jahres meldete die Reinhardt-Grundstücks-Eigentümer GmbH Insolvenz an und übergab das Objekt dem Verfall. Eine Übergabe an die Firma "Aquamare" wäre möglich gewesen doch die Verhandlungen scheiterten an völlig überzogenen Forderungen seitens Reinhardt. Somit wurde die Anlage 2009 komplett geschlossen, wurde Opfer von Metalldieben und verwahlost zunehmend.
Das gibt es noch zu sagen ...
"Das Basso war nach seiner Schließung eines der schönsten Lostplaces überhaupt. Doch Vandalismus & Diebstahl nahmen dem schönen Objekt innerhalb von gerademal 9 Jahren seine Schönheit. Das Basso ist nicht nur ein Mahnmal für verschenkte Steuergelder und Förderungen sondern auch präsentiert einmal mehr warum man Verlassene Orte mit Respekt behandeln sollte und das der Verfall nicht nur der Natur geschuldet ist, sondern auch dem Egoismus und Dummheit mancher Menschen. Der angrenzende Freizeitpark neben dem Basso ist ebenfalls vollständig verlassen ist alelrdings im Privatbesitz eines Leipzigers. In der Vergangenheit sicherten Wachschutz und Kameras das Gelände - bitte nicht betreten !"
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Weitere interessante Seiten zum Freizeitbad "Basso" :
# [Wikipedia]
# [DW - Verschenkte Fördergelder Ost]