Wir befinden uns auf einer Auftragsreise und erstmals in Nordrhein – Westfalen. Es ist der dritte Tag an dem wir hauptsächlich Material für eine neue Buchveröffentlichung im Jahr 2019 sammen wollten, doch entgegen jeder Wettervorhersage scheint uns das Wetter heute aber lieber nicht durch die zahlreichen, schönen Landschaften NRW’s streifen lassen, um die es im nächsten Buch gehen soll. Doch in Hotel bleiben wir trotzdem nicht, denn nach dem Landschaftsbuch soll etwas später im neuen Jahr eh ein weiterer Bildband zum Thema „Verlassene Orte“ erscheinen. Warum also nicht einfach schon mal etwas vorarbeit leisten, denn es ist jetzt schon klar – für die geplanten 20 Objekte im Niederrhein braucht es Zeit und ein erneuter Trip in diesen Teil Deutschlands sollte ebenfalls nicht länger als unsere jetzigen 7 Tage ausfallen. Ein wenig Recherche haben wir im Vorfeld zwar schon betrieben, aber wie bereits erwähnt eher für den Bildband über die schönsten Orte und nicht die verlassensten. Also setzten wir uns kurzerhand aufs bequeme Bett, zückten beide Handys und ließen die Daumen glühen währrend draußen der Tag beginnt. Wie uns das World Wide Web verrät, warten hier so einige schöne Orte darauf von uns entdeckt zu werden. Relativ schnell haben wir uns drei Ziele für den Tag gesetzt und wollten direkt los starten. Vorher noch fix die Sachen gepackt ( wir wechselten unser bisheriges Hotel ), ein zwei Bilder für die abendlichen Posts vorbereitet und noch etwas zu Essen zwischen die Kiemen geschoben. Dann saßen wir auch schon im Auto. Es ist 11 Uhr…
Ein Landhaus im Herzen der Großstadt „Duisburg“ sollte unser erstes Ziel werden und tatsächlich war es gar nicht sonderlich schwer zu finden. Bereits beim vorbeifahren wussten wir direkt das wir hier richtig sein mussten. Ein verlassenes Häuschen, das vermuten ließ wie schön es mal hier einmal gewesen sein könnte erschien im saftigen Grün vor uns und nur unweit der Straße die uns her führte. Direkt beim Betreten des Grundstücks hören wir plötzlich Stimmen und ein Husten. Wir bleiben wie angewurzelt stehen und halten die Luft an. Was sind das für Stimmen? Andere Besucher? Vielleicht Lostplacer? Vandalen? Irgendwelche Kids die heimlich Gras rauchen oder hatten wir doch etwas übersehen und es gibt einen Wachschutz?
Diese Frage sollte sich uns direkt auf den ersten Metern beantworten, zwischen Bergen voller abgeladenem Müll, in einem kleinen Garagenabteil saßen sie da, zwei Obdachlose die eine trockene und kostenlose Unterkunft gefunden und sich häuslich eingerichtet hatten. Nun hieß es schauen was passiert., denn wir wissen ganz genau – eine Begegnung mit Obdachlosen kann schnell in zwei Richtungen gehen: Etweder sie interessieren sich nicht für dich oder sie sind übellaunig gestimmt, weil du sie in ihrem Heim störst und fühlen sich bedroht. Diese beiden scheinbar lieben Menschen waren eher von der ersteren Sorte, kurz zugewunken und ein lächelndes Nicken als Antwort signalisierte uns, dass wir hier keinen Stress haben werden und weiter gehen können. Nach einem kleinen Foto für den Blog haben wir allerdings nicht gefragt 😉
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Wir näherten uns also weiter dem Gebäude. Vollkommen von Dornenbüschen zugewuchert, kämpfen wir uns einen Weg zum Eingang. Hier war schon sehr lange neimand mehr, selbst Vandalen scheinen an diesem Ort nicht weiter interessiert zu sein, was erklären würde, warum die Obdachlosen sich hier eingefunden haben. Zum Lostplace selbst lässt sich zumindest heute nicht mehr viel Außergewöhnliches sagen. Das Objekt ist komplett entkernt und fing an vielen Ecken und Enden bereits an marode zu werden, zu schimmeln und zu verfallen. Vandalismus und Zerstörung fremder Besucher hat hier Einzug gehalten und das Gelände gleicht mittlerweile eher einer Müllhalte als einem ansehlichen Ort. Eigentlich schade – haben doch einige Menschen hier Zuflucht vor dem anstehenden Winter gefunden.
Wir wandeln durch die verlassenen Gemäuer des ehemaligen Landhofs und erschrecken uns erneut. Ein dritter Mensch, versteckt unter einer Bettdecke im zweiten Stock des Hauses raunzt und mies gelaunt an, als wir fast über ihn stolpern und die Taschenlampe ins Gesicht halten. Ein kurzes Sorry entspannt die Lage und er dreht sich rum um weiter zu dösen. Puh, vor solchen Situationen hatte ich schon öfters etwas Angst – aber es ging alles gut. Wir müssen verstehen das Menschen die nichts haben und nichts wollen als einen ruhigen, trockenen Ort an dem sie sichzurück ziehen können, natürlich ihre Ruhe haben wollen. Deswegen verziehen wir uns aus den oberen Stockwerken, schauen uns noch einen größeren Raum im Erdgeschoss an und kehren zurück ans Tageslicht.
Der Landgasthof „Neue Mühle“ ist sicher kein Lostplace den man gesehen haben muss. Aber es ist nötig auch seine Geschichte zu erzählen – diese findet ihr schon bald in unseren Objektarchiv. Solltet ihr diesen Lostplace trotzdem besuchen wollen, denkt bitte daran das hier noch Menschen leben und dessen Rückzugsort ihr respektieren solltet. Verhaltet euch entsprechend und verlasst den Ort wieder falls ihr stören solltet.