Malzfarbik Köthen
Ein weiterer gewaltiger Industriekomplex aus alten Tagen ist zweifellos die Malzfabrik mitten in Köthen.
Die Geschichte
1865 kaufte der Unternehmer und Fabrikant Albert Wrede aus Wolfenbüttel zusammen mit seinem Geschäftspartner Friedrich W.Otto aus Peine ein großes Grundstück in mitten von Köthen um eine Malzfabrik zu errichten. Nach der Fertigstellung nahm die Fabrik unter der Bezeichnung "Malzfabrik Otto & Wrede" den Betrieb auf. Bereits 1871 schied Otto aus dem Unternehmen wieder aus und der Betrieb wurde unter Wredes Namen in eine Offene Handelsgesellschaft umgewandelt. Zwischen 1879-84 ließ Wrede die Anlagen mehrfach um- und ausbauen. Bis 1887 entwickelte sie sich schlagartig zu Deutschlands größter Tennenmälzerei. Ein Titel den sie bis ca 1920 nicht mehr verlieren sollte. Bereits 1888 prodzuzierte man hier über 89.000 Zentner Malz. Die Lage in einer der besten Gerstengegenden Deutschlands sowie die führende deutsche Brauerein als Kunden trugen dabei maßgeblich zum Erfolg bei.
1888 übertrug Wrede die Geschäfte an ein Konsortium des Berliner Bankier und Kommerzienrat Leopold Friedmann. Ein Jahr später erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft namens Mäzerei AG,vorm. Albert Wrede. Das Grundkapital betrug 1,5 Millionen Mark. Gründungsmitglieder waren Albert Wrede selbst, sein Sohn Viktor Carl Friedrich, der Bankier Ernst Vogler aus Halberstadt und der Köthener Bankier Felix Friedheim. Albert Wrede blieb bis 1890 der Direktor des Unternehmens und wechselte später in den Aufsichtsrat in welchem die Familie bis 1934 vertreten war.
1892 und 1897 errweiterte man erneut die Produktionsanlagen und erhöhte bis 1914 die Produktion auf ca 180.000 Zentner jährlich. Die Exporte gingen sogar bis nach Japan und Südamerika. Da im ersten Weltkrieg die Versorgung mit Gerste eingeschränkt wurde, übernahm die Fabrik kurzfristig und vorrübergehend auch die Herrstellung von Dörrgemüse.
1921 bildete die Mälzerei AG gemeinsam mit der Malzfabrik Eisenberg und Etgersleben einen Verbund namens "Mittland", die ihrerseits bis 1928 in Kooperation
mit der EIVA GmbH - einem anderen Mäzerei Verbund - stand. Durch die Auflösung der EIVA übernahm die Mälzerei AG zwei kleinere Beteiligungen an der Thüringer Malzfabrik Großengottern und an der Mälzerei-Industie AH in Erfurt. Letztere erlosch mit der Auflösung des Unternehmens und die Anteile an der Fabrik in Großengottern wurden später wieder verkauft.
1924 übernahm man die Mälzerei Heinrich Bormann in Oschersleben und führte sie als Zweitniederlassung weiter. Die Familie Bormann wurde so einer der größten Einzelaktionäre der AG und Wilhelm Bormann gehörte 1925 - 1943 dem Aufsichtsrat der Gesellschaft an. 1926 und 1930 beteiligte sich die Gesellschaft zudem an der 1872 gegründeten Actien-Malzfabrik Sangerhausen und später an den Vereinigten Malzfabriken Worms AG sowie der Firma Moritz Marx Söhne in Bruchsal (Malzfarbik Rheinlandpfalz AG). Gleichzeitig sank in diesen Jahren aber auch der Umsatz merklich. Um für zusätzliche Aufträge zu sorgen pachtete man in
der Krisenzeit um 1932 die Malzfabrik Giersleben und legte die dortige Anlage einfach still, sodass das Gierslebener Werk 1967/37 komplett verkauft werden musste. 1938 kaufte man zusätzlich die Malzfabrik Wegeleben GmbH welche in das Werk III der Mälzerei AG umgewandelt wurde.
In einer Hauptversammlung am 18.01.1939 entschied man sich zur Änderung des Namens in "Mälzerei Wrede AG". Hauptaktionär war in dieser Zeit die Familie Lenz mit 47,1 Prozent, aber auch die deutsche Bank hatte mit 18 Prozent Anteil der Aktien einen großen Einfluss.
Im zweiten Weltkrieg stand die Fabrik unter einem guten Stern - denn anders als ein großteil anderer Stadtteile Köthens blieb die Malzfabrik nahezu unbeschädigt und konnte ihren Betrieb ungehindert weiterführen. Nach Kriegsende wurde die Aktiengesellschaft 1948 allerdings enteignet. Die westdeutsche Unternehmensbeteiligung
an der Malzfabrik Rheinlandpfalz AG welche 1943 über 56 Prozent betrug wurde unter altem Namen einfach weitergeführt. Die Mälzerei Wrede AG verlegte ihren Firmensitz erst nach Hamburg und 1952 nach Frankfurt am Main. 1966 wandelte man sie in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung um. Die Malzfabrik Rheinlandpfalz ist heute Bestandteil des Verbundes Rhein-Main-Malz Export GmbH.
Das Stammwerk in Köthen wurde zu VEB Malzfabrik Köthen und stand unter der Verwendung der Industrie-Werke Sachsen-Anhalt in Halle, später gehörte es
zur Vereinigung Volkseigener Betriebe der Nahrungs- und Genussmittelindustrie Sachsen-Anhalt (Venag), und letzt endlich zur Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) der Brau- und Malzindustrie. 1954 ging der Betrieb dann in die Verantwortung des Kreises über und man schloss 1959 die VEB (K) Malzfabrik Köthen mit der Brauerei zusammen und wandelte es in VEB (K) Brauerei und Malzfabrik Köthen um. Mit 70-80 Beschäftigten produzierte man im Betriebsteil ca 13.000 Tonnen Malz die außer der eigenen Brauerei auch nach Dessau, Wernesgrün, Magdeburg und andere Breauereistandorte geliefert wurden. Die Mälzerei in Köthen deckte etwa ein Veirtel des Malzbedarfs der gesamten DDR und wurde 1972 an das Getränkekombinat Dessau angeschlossen.
Nach dem Mauerfall wurde der Betrieb am 31.12.1990 stillgelegt.
Das gibt es noch zu sagen ...
"Alle Bemühungen um eine weiteren Nutzen des Standortes mit seinen großen denkmalgeschützten Industriegebäuden scheiterten bislang. Heute steht die Malzfabrik noch immer leer und sorgt für eine gigantische Industrieruine mitten in der Innenstadt. Nur ein Großbrand im September 2011 bei dem ein vierstöckiges Lagergebäude der Fabrik in Flammen stand und in sich zusammenviel sowie ein weiterer Brand wütete am 22.06.2017 bei dem der alte Trabant der hier im Buch zu sehen ist als Brandherd ausgemacht wurde..."
HELFT UNS !
Ihr seid Zeitzeugen, wisst mehr über dieses Objekt oder besitzt Bilder aus alter Zeit? Meldet euch bitte bei uns und unterstützt dieses dokumentarische Archiv um gemeinsam die Geschichten dieser historischen Orte zu erzählen und zu erhalten.